Wie bin ich zu „Einfach Mal was Schönes“ gekommen?

Für mich war schon immer klar, der normale Bürojob von 7 bis 16 Uhr passt nicht zu mir. Mittlerweile sagt das auch fasst jede*r die/der mich kennt. Auch Leute, die recht frisch in meinen Leben gekommen sind, erkennen das recht flott. Ich mach schon immer alles, aber kann davon nichts richtig – das stimmt so nicht ganz, hört sich aber besser an (; Ich habe früh angefangen eigene Projekte zu realisieren. So habe ich mein erstes Projekt im Dezember 2015 angefangen. Das war bzw. ist das Handicap Lexikon, welches ich mit meinen besten Freund Jasper realisiert habe. Das Projekt kam für meine Verhältnisse recht schnell und gut an. Mit der Zeit wollte ich die Onlinepräsenz ausbauen und traute mich nach und nach vor die Kamera und entwickelte mein Spaß beim Filmen, Schneiden und Reden vor der Kamera. An fing es mit kleinen Videos für mich, bis irgendwann andere Vereine Projekte mit mir zusammen machten. Dadurch kam die Filmsache immer mehr in mein Leben.

Nichtsahnend habe ich mich zusammen mit Jasper bei Filmgesichter angemeldet. Da wurde gerade für die Tributen von Panem gecastet. Dort wurde ich zwar als Komparse angeschrieben und sogar genommen, durch Corona wurde allerdings der Dreh verschoben und mir wurde abgesagt. Jasper und ich standen jedoch noch in der Kartei. Als für den neuen Kinofilm „Einfach Mal was Schönes“ noch jemand gesucht wurde, hatte man zunächst Jasper gefunden und über ihn dann mich. Bei Jasper hat es leider nicht geklappt. So wurde ich eingeladen, wohlbemerkt 2 Wochen vor Drehstart. Also wie immer alles sehr spontan. Nach einem kurzen Casting, bekam ich ein Tag drauf die Zusage. Ich als kleiner unerfahrener was weiß ich was, hatte überhaupt kein Plan was auf mich zu kommt. Ich fragte blöd, ob das eine einfache Komparsen Rolle oder Kleindarsteller Rolle ist. Jetzt im Nachhinein etwas lustig. Die Rolle war nämlich für meine Verhältnisse ziemlich groß.

Nach einem kurzen Kennenlernen wurde ich direkt auf die Eröffnungsfeier eingeladen. Ich als „antipersonnenkenner“, hatte kein Plan mit wem ich dasitze und das Ausmaß war mir immer noch nicht bewusst. Ich wurde sehr schnell von allen ziemlich cool aufgenommen, was den Anfang echt erleichterte. Die Woche drauf ging es schon los. Dazu bemerkt, war ich noch mitten in meiner Ausbildung und musste irgendwie alles unter einen Hut bekommen. Wie ich das geschafft habe, weiß ich bis heute nicht. Für mich standen Aufgaben an, die ich zuvor noch nie gemacht habe. Die Produktion musste vermutlich das ein oder andere Mal tief ein und ausatmen (Was wohl am Ende doch gar nicht so schlimm war, weil ich im Nachhinein echt gutes Feedback bekommen habe und ein Praktikum dort machen durfte). Naja, ich habe mich dennoch teilweise ziemlich komisch gefühlt. Andere werden Lachen, aber ich wusste nicht mal, dass jede*r seine Gagen verhandeln muss. Ja, ich war echt unerfahren. Als der ganze Orgateil abgeschlossen war, fing auch schon der erste Drehtag an. Dazu wird am Vorabend eine Dispo geschickt, wo Infos stehen wann wie und wo ich sein muss. Damit ich ja nicht zu spät komme, wurde ich mit Auto abgeholt und wieder zurückgefahren. Leute, die dass kennen, lachen mich jetzt wahrscheinlich aus, aber ich hatte echt kein Plan.

Am Set angekommen, bekam ich ein kleinen Pausenraum(so ein Auto), in dem ich Sachen lagern konnte und Pause machte. Ich war insgesamt 9 Tage am Set. Mit der Zeit fühlte es sich echt wie eine kleine eigene Welt an. Alles was gebraucht wurde, war als Auto vorhanden. Umkleide, Maske, Toilette und Essen. Wie ein kleines Dorf. Irgendwie genau meins.

Was ich beim ganzen Dreh so erstaunlich fand, war es wie mit meiner Behinderung umgegangen wurde. Und zwar nach dem Motto „Der kommt schon klar, oder meldet sich schon“. Genau diese Einstellung machte den Dreh für mich echt perfekt. Ich kannte zuvor viele Aussagen, dass Menschen mit Behinderung selten Rollen bekommen, da die Sets nicht barrierefrei sind. Ja, dass stimmt auch, aber es geht nicht immer um die barriefreisten Locations, sondern um die Menschen, die dort arbeiten. Ich sag es immer wieder, aber es stimmt: Sobald Offenheit und Anpassungsbereitschaft in den Köpfen ist, kann jeder Ort inklusiv sein. Da kann auch kein Argument kommen, dass dies wegen „Arbeitssicherheit“ nicht geht. Bullshit. Wo ein Wille ist, gibt es auch ein Weg.

Ich habe mich echt wohl gefühlt und merkte mal wieder, dass Film genau meins ist. Ich kam am Set mit echt vielen ins Gespräch. Das ich dahin gehöre, bestätigten mir Situationen wie diese: Ein Setrunner fragte mich, wie viele Rollen ich schon gespielt habe. Als ein antwortete das dies meine erste Rolle ist und ich eigentlich Webdesigner bin, war er baff. Ich auch (;

Ja, dass war echt schön wie man eventuell raus hört und hoffe das dies nicht mein letztes Mal am Set war. Ich wollte einfach mal meine Erfahrung niederschreiben.

Diese Erfahrung ist nicht nur für mich unfassbar positiv, sondern auch ein wichtiger Schritt in Richtung Inklusion in dier Filmbranche. Noch immer werden viel zu viele Rollen die eine Behinderung enthält, von Nicht-Behinderten Menschen gespielt. Daher nochmal ein riesiges Dankeschön an Karoline Herfurth und die Produktion. So geht Inklusion!